- weitere Überlegungen zu einem
sehr komplexen, für die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft
mitentscheidenden Thema
Die gesicherte Betreuungsmöglichkeit auch kleinster Kinder – je
nach Lage/Wunsch frei gewählt in der Familie oder außer Haus –
ist ein notwendiger Baustein für die zukunftsfähige Gesellschaft.
Zu
Recht hat die katholische Kirche hohe Qualitätsstandards bei der
jetzt gesetzlich ermöglichten Krippenbetreuung
angemahnt. Qualifiziertes Personal für diese eminent wichtige
Aufgabe zu finden, ist anscheinend deutlich schwieriger als die
Bereitstellung der notwendigen Räumlichkeiten.
Das ist aber nur ein Einzelaspekt eines sehr komplexen Themenfeldes,
dem man nur durch die Betrachtung des gesamten Umfeldes gerecht
werden kann. Bei dieser Frage bündeln sich vielfältige
gesellschaftlich-politische Entwicklungen aber auch wirtschaftliche
Interessen. Einige Aspekte:
-
Aus der Gehirn- (insbesondere der Bindungs-)Forschung ist bekannt, dass
die ersten drei Lebensjahre entscheidend für die Weiterentwicklung
des bei der Geburt noch unfertigen menschlichen Gehirns sind. In
dieser Zeit werden die Grundlagen für eine stabile (emotionale)
Entwicklung gelegt. - Prägefehler in dieser Zeit
sind später kaum korrigierbar.
- Wesentliche Bezugspersonen in dieser Phase sind Mutter und Vater in
ihren jeweiligen Rollen. Die immer mehr professionalisierte
Fremdbetreuung darf diese natürliche Bindung nicht lockern und auch
nicht das primäre Erziehungsrecht der Eltern unterminieren. Bei der
– für das Kind auch belastenden – frühen Fremdbetreuung bleibt
das stabile private Umfeld wichtig.
- Die Familie bietet einen verlässlichen Rahmen für die
kindgerechte Entwicklung. Dass die häusliche Betreuung von
Kleinstkindern zu finanziellen Engpässen führen kann, ist auch
Folge bewusster Entscheidungen – in der Familien-, Renten und
Steuerpolitik.
- Aufgrund der sicher zu erwartenden Schrumpfung bzw. Alterung
unserer Gesellschaft sucht die Wirtschaft - neben flexibel
einsetzbaren Männern – zunehmend gut ausgebildete junge Frauen.
Auch die Frauen/Mütter sind an verlässlichen Karrierechancen
interessiert (und nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen). Die
praktizierte frühe Fremdbetreuung der Kleinstkinder ist aber nur ein
Weg zu diesem Ziel.
- Der Betreuungsmarkt verspricht vielfältige gewinnträchtige
Wachstumschancen.
Nur ein grundsätzlich kinderfreundliches Klima bietet die Gewähr
für die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft. Diese Grundlage zu
schaffen bzw. zu bekräftigen ist Aufgabe der Familienpolitik. Diesem
Politikbereich insgesamt noch mehr Aufmerksamkeit zu schenken,
bleibt unser Auftrag (jwb).
*vergl.
Leserbrief Dr. med. Uta Müller-Lindenlauf, FAZ 16. 08. 13. In ihrem
deutlich pessimistisch (realistisch?) gefärbten Text schreibt die
Kinderärztin von einem „Rechtsanspruch auf
Gefährdung des Kindeswohles“,
daher die Briefüberschrift:
„Arme Kinder“.
02.09.2013