Mittwoch, 13. März 2013

"Die Pille danach ..."


Ein ermutigendes Zeichen einer den Menschen zugewandten Theologie -
Und: Die Eigentorheit mancher Lebensschützer

Nach Medienberichten haben im Dezember 2012 zwei katholische Krankenhäuser in Köln einer vergewaltigten Frau die erbetene ärztliche Hilfe, incl. der „Pille danach“, verweigert.

Der Kölner Kardinal Meisner hat sich öffentlich für das Verhalten der Kliniken entschuldigt und, zunächst nur für sich, wenige Tage später auch mit Zustimmung der Deutschen Bischofskonferenz, die Nutzung der „Pille danach“ gestattet – für den Fall einer Vergewaltigung und nur zum Zwecke der Verhinderung der Befruchtung. Diese Haltung beinhaltet keine Kehrtwende in der katholischen Sexualmoral. Die geforderte grundsätzliche Offenheit für das Kind gilt nicht für eine gewaltsame, zwangsweise Vereinigung.

Frauen, die Opfer einer Vergewaltigung geworden sind, bedürfen schnellstmöglichst der solidarischen, umfassenden Hilfe. Dass der Gedanke, aus dieser gewaltsamen Verbindung könne ein Kind entstehen, für diese Frauen zutiefst erschreckend ist, ist nur zu verständlich. Mit seiner differenzierenden Auffassung zu der selektiven Akzeptanz der „Pille danach“ zeigt der Kardinal einen auch mit katholischen Moralvorstellungen zu vereinbarenden Weg auf.

So kann die Kirche den Menschen in ihrer Not tatkräftig beistehen. Dieses Zeichen der barmherzigen, den Menschen zugewandten Theologie kann helfen, zumindest einen Teil der – insbesondere durch die frühere Behandlung der Missbrauchsfälle - verloren gegangenen Glaubwürdigkeit zurück zu gewinnen

Bei diesem medial aufgeheizten Vorgang ist noch ein weiterer Aspekt bemerkenswert: Leider liefern einige „Lebensschützer“ ihren Gegnern (ungewollt) Schützenhilfe – und zwar durch ihre oft genug undifferenzierte, das Wohl der Menschen anscheinend missachtende Argumentation. Kardinal Meisner verdient Dank für seine mutige Haltung, nicht die zum Teil verächtlichen Kommentare auch aus Reihen derer, die wie er dem Schutz des Lebens dienen wollen.

Johannes Beckermannn
13.03.2013

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